Auf dem Weg gibt es keine vorgeschriebenen Stationen, gleichsam erfüllt sich eine Reise auf der Erkenntnisse stattfinden. Wenn wir losgehen, sind wir völlig abhängig vom Tag – Jahreszeit, Wetter, Vegetationsperiode, Lebensphase der Tiere. All das hat Einfluss auf unser Befinden und bedingt, wie wir uns zusammen fortbewegen. Aufmerksam zu werden für das Gefühl, welches aus dieser multifaktoriellen Umwelt in uns entsteht, ist meist der beste Beginn für eine solche Reise. Sich einmal gemeinsam bewusstwerden, was „die Natur um uns herum in uns entfacht“ und gleichzeitig lernen abzugrenzen, dass jeder durch seine persönliche Geschichte dem Ganzen nochmal eine andere Färbung gibt. Das wir unser Gepäck sein. Wer sich einmal die Ruhe nimmt, um all das einen Moment lang zu betrachten, wird feststellen, dass das schon eine ganze Menge ist, die in unserem Alltag oft untergeht, weil wir schlichtweg keine Kapazitäten mehr dafür haben. Zu entdecken, welch reichhaltige Welt uns dabei verloren geht, berührt die allermeisten Menschen. Gleichzeitig bedeutet dieser eine Moment in der Natur einen Augenblick der Fülle. Es ist bereits alles vorhanden, was wir suchen und brauchen. Und genau das ist oft der Punkt, an dem auch innere Prozesse angestoßen werden können, die zu mehr innerer Ruhe und einem Gefühl von einer inneren Zufriedenheit führen können. Meist kommt das durch das Zwiegespräch mit der Natur, was dann entsteht. Wenn uns diese reichhaltige Welt einmal aufgeht und wir uns darauf einlassen, dann werden wir noch aufmerksamer und bekommen oftmals wie bei einem inneren Dialog auch Eindrücke, die uns wie „Antworten auf noch nicht zuende gestellte Fragen“ vorkommen. Wir sind angekommen im Gespräch mit der Natur. Wir haben eine Rückverbindung erlangt, nach der wir uns sehen und von der wir niemals dachten, dass es im Prinzip so einfach sein kann.
Für den modernen städtischen Menschen ist hier die Begleitung durch die Schäferin sinnvoll. Da unser Dialog mit Mutter Erde ein wenig intensiver sein darf, werde ich Euch mehr von den Hintergründen der Naturprozesse erzählen, Euch Pflanzen oder Tiere vorstellen, die uns auf dem Weg begegnen, Euch dazu ein paar kleine Geschichten erzählen. Man staunt oft, wie viel es zu erzählen gibt, da jede Pflanze und jedes Tierchen eine jahrtausendealte Evolutionsgeschichte mit uns teilt. Wir sind mit allem um uns herum viel mehr verbunden, als uns bewusst ist und der heutige Mensch wurde oftmals der Möglichkeit beraubt, einige ruhige Momente in dieser Verbundenheit zu verbringen oder hat lediglich eine kleine Kompensation in Form von Bildern, Texten und Medien. Es ist etwas anderes, das eine Zeitlang ganz real spüren zu dürfen, ohne dass es einem konkreten Sinn folgen muss, weil ein Ergebnis erwartet wird. Einfach sein und fühlen und das Gespräch mit Mutter Natur geschehen lassen.
Die Forschung bestätigt diese positiven Aspekte vom achtsamen Aufenthalt in der Natur. Farben, Licht, Düfte und Töne berühren uns „live“ noch einmal anders als nur medial konsumiert. Diese direkte Wirkung lässt sich körperlich messen: Blutdruck und Herzschlag beruhigen und rhythmisieren sich, Schmerzempfindungen lassen nach, Glückshormone werden ausgeschüttet. Ganz besonders wirkungsvoll ist die Begegnung mit Tieren. Schon 10 Minuten positiven Kontakt und Streicheln des Tierfells lösen Oxytocin-Ausschüttung aus, das Immunsystem wird angeregt. Diese Begegnungen mit einer nicht menschen-dominierten Welt scheinen unser gesamtes körperliches und mentales Wohlbefinden zu steigern. Ich nenne es pilgern – zu meinem vertrauten Gespräch mit Mutter Erde.