Mental Health

„Eins mit der Natur – stark, still, im Gleichgewicht.“

Zuversicht, Gelassenheit und Resilienz werden zunehmend nötig, um in den Turbulenzen der modernen Welt mental gesund zu leben und zu wirken. Eigenschaften, die wir aber nur stärken können, wenn wir uns einmal kurz Zeit nehmen, unser angespanntes Nervensystem wirklich runterzufahren – genau das scheint die größte Herausforderung der heutigen Zeit. Noch nie scheint der Mensch so „mächtig“ gewesen zu sein, in allen Lebensbereichen haben wir eine massive Entwicklung hinter uns, die uns zu enormen Leistungen befähigt – wir besiegen Krankheiten, an denen Menschen früher gestorben sind, wir errichten massige Bauwerke, wir produzieren Überfluss, wir erschaffen unermesslichen Reichtum, wir machen Dinge technisch möglich von denen frühere Menschen vielleicht noch nicht einmal zu träumen wagten. Man müsste meinen, wir Menschen müssten doch wunschlos glücklich sein. Und doch erzählt die heutige Zeit etwas ganz anderes.

Krisen, Konflikte, geopolitische Verschiebungen, mentale Erkrankungen, Burnout, Depressionen, Überforderung im Alltag, Anspannung – jeder Mensch spürt es individuell auf seine eigene Weise. Gesellschaftlicher Druck, Erwartungen, Termindruck, Angst, Einsamkeit, Zweifel – diese Liste des Overlaods ließe sich endlos erweitern und Jede und Jeder findet sich an irgendeiner Stelle wieder. Großangelegte Studien zur mentalen Gesundheit der Bevölkerung bilden ziemlich akkurat ab, was man oft in den Augen der Menschen lesen kann. Selten wird es angesprochen, weil zu all dem Ärger noch eine gewisse Hilflosigkeit kommt, da es kaum Ankerpunkte der Ruhe und Sille gibt, die uns einmal kurz durchatmen und unser System sortieren lassen.

In all der Entwicklung von Superlativen und der maximalen Selbstoptimierung verlieren wir dabei etwas ganz Wichtiges aus den Augen: die Quelle unseres Seins, das Vertrauen in unsere Fähigkeiten, die Gewissheit, die richtigen Entscheidungen im richtigen Moment zu finden oder auch die Kraft, sich selbst zu regulieren und in herausfordernden Zeiten und Gefühlen Wege der Heilung zu finden. Akzeptanz/Gelassenheit und Selbstregeneration sind gewaltige Kräfte, die die natürliche Umwelt gestalten und allem Geschehen eine „Richtung“ geben, die wir Menschen als werteorientiert erleben, da die Natur auch durch Krisen hinweg immer zum Lebendigen strebt. Dieselben Kräfte hat unsere Seele, da wir Teil sind von Natur, entsprungen aus Natur und untrennbar mit ihr verbunden. Unsere menschliche Existenz folgt natürlichen Gesetzen –physikalischen Gesetzen, chemischen und neurobiologischen Gesetzen, psychologischen Gesetzen, unsere Seele folgt einem „Plan“, den Mutter Erde für jedes Lebewesen hat. Die Herausforderung der heutigen Zeit scheint darin zu bestehen, ganz bewusst diese Verbindung zu erneuern und aufrecht zu erhalten, um zu verstehen, dass Natur und Mensch nicht getrennt sind und daraus Kraft zu schöpfen.

Sein und Leben in einer natürlichen Umgebung war seit Jahrtausenden die Lebensrealität der Menschheit, durch die Trennung von Mensch und Natur müssen wir uns diesen Weg zur Quelle nun zurückholen, wenn wir die Herausforderungen von heute mental gesund bestehen wollen. Schafpilgern heißt für mich von daher: Verweilen im Mikrokosmos „Weidelandschaft“ und einfach sein dürfen, von der Herde lernen, Raum geben und Raum haben, akzeptiert sein und sich akzeptieren – all das fördert die Rückverbindung zur Natur in uns. Der friedliche Kontakt mit den Tieren bringt eine sanfte Resilienz in uns hervor: geerdet, zuversichtlich und ausbalanciert. So sanft und gleichzeitig kraftvoll wie auch die Natur um uns herum.